Johannes' Aufenthalt an The Kiski School (2009/10)

Saltsburg, Pennsylvania, USA

Porträt

Auf dem Weg nach Amerika....

Angefangen hat eigentlich alles mit einem Besuch bei meinem Patenonkel vor gut einem Jahr. In dessen Büro fand ich ein „Jugendbild“ von ihm. Es zeigte ihn in einer Gruppe von Jungs, die eine Schuluniform trugen. Das Foto konnte wohl kaum in Deutschland entstanden sein. Auf meine Frage berichtete mein Patenonkel von seiner Schulzeit in der Salisbury School in Amerika. Ich fand das alles sehr interessant, vor allem faszinierte mich die Freude, mit der er über diesen Aufenthalt berichtete. Er fragte mich, ob ich mir das auch vorstellen könnte, aber das war für mich damals noch viel zu weit weg.
Das Thema „Amerika“ wurde realistischer, als ich mir langsam konkretere Gedanken über meine weitere Schullaufbahn machen musste. Wie sollte es nach der Mittleren Reife weitergehen? Ich sprach mit meinen Eltern und meiner Klassenlehrerin darüber, die mich in meiner Idee bestärkten. Würde ich das wirklich schaffen können? Mut, diese Idee wirklich weiter zu verfolgen, machten mir vor allem die Gespräche mit Herrn Bruno Schiefer von ssb (Schul- und Studienberatung). Er schlug mir auf dem Hintergrund seiner langjährigen Erfahrung die KISKI Boarding School in Saltsburg (Pennsylvania) vor. Kurze Zeit später, im November 2008, hatte ich das Glück, Darrell Schmitt, Associate Director of Admissions der Kiski School, auf einer ssb Informationsveranstaltung in Köln kennen zu lernen. Aus der anfangs noch vagen Idee wurde eine immer greifbarere Zukunftsperspektive. Dies gab mir auch Motivation für einen möglichst erfolgreichen Schulabschluss der Mittleren Reife. Als sehr hilfreich empfand ich dabei die regelmäßigen Arbeitstunden mit meiner Tutorin, die selbst als Austauschschülerin ein Jahr in Amerika verbracht hatte und nicht nur bei der Bearbeitung der Englischlektüre eine wichtige Unterstützung war. Dies ist sie momentan auch noch: wir arbeiten zurzeit die Summer-Reading-Lektüre durch.
Ein wichtiger Schritt auf dem Weg nach Amerika waren für mich die Seminartage in Dortmund. Das Seminar hat mir sehr geholfen. Es hat mir viele unnötige Sorgen erspart und sehr viel Nervosität genommen. Den Vortrag von Herrn Opgenhoff fand ich sehr gut. Er hat uns viele Informationen darüber gegeben, was uns in Amerika erwartet, was wir beachten müssen im Umgang mit anderen Mitschülern z.B. aus Asien.
Hobbyfotograf
Neben den letzten Vorbereitungen habe ich mit meinem Hobby, der Fotografie, beschäftigt. Im Laufe der vergangenen Wochen war ich wiederholt in einem örtlichen Altenheim, um dort eine Fotoserie mit dem Thema „alt werden“ für eine Ausstellung zu machen. Vielleicht lässt sich diese Serie auch in Saltsburg fortsetzen. Zum Beispiel mit einer Ausstellung...da gibt’s bestimmt auch einige Möglichkeiten.
Der Termin der Abreise rückt nun immer näher. Der Abschied fällt nicht so leicht. Eine Woche war ich jetzt mit meinen besten Freunden in Holland zelten. Ich werde bestimmt noch mehrfach „Abschied“ feiern (eigentlich ein falsches Wort dafür...), ich lasse wichtige Freunde hier in Deutschland zurück. Wir bleiben bestimmt im Kontakt. In der KISKI SCHOOL werde ich hoffentlich schnell Kontakt finden, durch den „room-mate“ wird das bestimmt nicht schwer...
 
Sportler
…as time goes by… mittlerweile bin ich schon über 5 Monate in der Kiski School in Saltsburg (Pennsylvania) und ich habe mich – das wurde mir von verschiedenen Seiten bestätigt – gut eingelebt. Ich kann jetzt schon sagen, es war die absolut richtige Entscheidung. Ich fühle mich sehr wohl an dieser Schule, da hat Herr Schiefer von SSB für mich „den Nagel auf den Kopf getroffen“. Zwischendurch spüre ich sogar immer wieder den Wunsch, ein weiteres Jahr dranzuhängen, aber das bleibt wohl nur ein unerfüllbarer Traum…
Das Einleben in den Schulalltag wurde mir durch die Teilnahme an dem „Preseason“-Sportprogramm sehr erleichtert. Beim Training und in den einzelnen Mannschaften lernte ich die Mitschüler und vor allem ihre Namen schnell kennen, das vereinfachte mir auch den täglichen Umgang in der Schulklasse. Mittlerweile macht es mir sogar nichts mehr aus, morgens um 6 Uhr aufzustehen und eine Dreiviertelstunde zu Joggen. Alle, die mich aus Deutschland kennen, werden das kaum glauben, es ist aber wahr!
Johannes in seiner Schuluniform
Nach dem gemeinsamen Frühstück geht es dann pünktlich (!) zum Unterricht. Natürlich in Anzug, Hemd und Krawatte, wie es der „dress code“ vorschreibt. In den ersten zwei Wochen war das ziemlich gewöhnungsbedürftig (einmal habe ich anfangs eine Rüge erhalten, weil ich ein gestreiftes Hemd getragen habe!), aber nach wenigen Tagen beherrschte ich sogar das morgendliche Krawattebinden im Halbschlaf. Momentan kann ich mir Unterricht „in normalen Klamotten“ gar nicht mehr vorstellen.
Apropos Unterricht: Bei maximal 10 bis 12 Schülern pro Klasse ist das Lernen natürlich viel intensiver und effektiver. Die Lehrer sind unglaublich motiviert und lassen nicht locker, bis es auch der Letzte kapiert hat. Das habe ich in Deutschland nicht so erlebt… Inzwischen habe ich Lerntechniken drauf, die mir beim weiteren Arbeiten bestimmt sehr nützlich sein werden. Der tägliche Unterrichtsplan sieht hier anders aus als in „good old Germany“: die Fächer rotieren nach einem festen Rhythmus (z.B. Montag: ABCDEF; Dienstag: GABCDE; Mittwoch: FGABCD…) im Laufe der Woche. Unterrichtsende ist 14:45 Uhr, dann Sport bis 17:00 und manchmal auch bis 18:00, je nach Training. Nach dem Abendessen ist zwischen 19:30 und 21:30 „Study Hall“, da werden die Hausaufgaben gemacht. Anschließend bleibt vom Tag nicht mehr viel übrig. An den Wochenenden läuft jede Menge Sportprogramm, dadurch haben wir auch viel Kontakt mit anderen Schulen. Die Fußballspiele von BAYER 04 versuche ich – wenn`s mit der Zeitverschiebung passt – per Internet zu sehen. Manchmal schauen ein paar Klassenkameraden mit, das ist dann um so lustiger, vor allem wenn Bayer gewinnt!
In unserer Schule ist übrigens noch ein weiterer deutscher Schüler. Anfangs haben wir uns untereinander natürlich auch auf Deutsch unterhalten, aber jetzt sprechen wir meist Englisch, vor allem aus Höflichkeit den Mitschülern gegenüber. 
Schlagzeuger
Mein Hobby „Fotografie“ kommt auch nicht zu kurz. Ich arbeite im Team für die Erstellung des Yearbook und darf deshalb auch bei verschiedenen offiziellen Veranstaltungen fotografieren. Das Thema „alte Menschen“, an dem ich kurz vor meiner Abreise in Deutschland intensiv gearbeitet habe, liegt momentan „etwas auf Eis“. Ich hoffe, dass ich bei allen anderen Aktivitäten noch dazu komme – vergessen habe ich es jedenfalls nicht. Ich spiele z.B. Schlagzeug im Kiski School Orchestra und da wird 4 bis 5 Mal pro Woche geprobt. Ihr seht schon, Langeweile kommt hier nicht auf… Besondere Highlights der letzten fünf Schul-Monate waren die Tanzveranstaltungen mit anderen (Mädchen-)Schulen. Das ist für jeden von uns natürlich eine besondere „Herausforderung“…
Im Laufe meines Aufenthaltes hatte ich bisher mehrmals Gelegenheit, einige Tage bei einer Familie eines meiner Klassenkameraden zu verbringen. Thanksgiving verbrachte ich bei meinem „roommate“ Jud in Michigan und die Weihnachtsferien war ich bei Robert, dessen Eltern gute Erinnerungen an ihre Militärzeit in Schweinfurt haben und nun in Maryland leben. Bei beiden Familien habe ich mich sehr wohl gefühlt. Vor Weihnachten hatte ich übrigens auch Besuch von Frau Nottebohm. Sie hat sich nach dem Stand meiner schulischen Leistungen erkundigt.