Carmens Aufenthalt an der Stevenson School (2009/10)

Pebble Beach, Kalifornien, USA

Hallo,
ich heiße Carmen, bin 16 Jahre alt und komme aus Düsseldorf. In genau drei Wochen werde ich mein Leben hier in Deutschland unterbrechen und im Flieger nach Kalifornien sitzen, wo ich für neun Monate die Stevenson School in Pebble Beach besuchen werde.
Ich bin eigentlich durch meine Freunde auf ein Auslandsjahr gekommen, die entweder selber ein Aufenthalt in den USA geplant hatten oder schon Erfahrungen dort gesammelt hatten und sie mir berichtet haben. Anfangs habe ich jedoch gezweifelt, da ich nicht einfach in irgendein Land und auf irgendeine Schule wollte. Auf die Stevenson School in Kalifornien bin ich dann durch eine Nachbarin gekommen, die dort ihr elftes Schuljahr verbracht hat und sehr zufrieden war. Dort kann ich meine Hobbies, das Tennis spielen und das Tanzen weiter führen und auch von schulischer Seite her nach dem Jahr hier in die 12. Klasse einsteigen. Seit ich von dieser Möglichkeit wusste stand mein Traum ein Jahr meiner Schulzeit genau an dieser Schule zu verbringen fest und dank ssb und meinen Eltern werde ich diesen sehr bald verwirklichen.
Damit dieses Jahr den größt möglichsten Erfolg für mich bringt gehörten in den vergangenen Monaten und gehören natürlich auch in den kommenden Wochen einiges an Vorbereitung dazu. Angefangen mit den englischen Büchern und Filmen, die ich gelesen bzw. gesehen habe, die Fächerwahlen, die Beantragung des Visums bis hin zum Vorbereitungswochenende.
Dieses Wochenende fand Anfang Juni in einer Jugendherberge in Dortmund statt. Wir, die ssb-Schüler, wurden in vier Gruppen aufgeteilt (Brave Bears, Mighty Moose, Lucky Lions und Clever Cats), die über das Wochenende eine Art Wettkampf hatten. Am Tag hatten wir immer zwei Sessions, in denen Dinge wie die amerikanische Kultur, das Leben an einer Boarding School, wichtige Regeln und das besondere Schulsystem in Amerika erklärt, erarbeitet und besprochen wurden. Diese waren wirklich sehr hilfreich, auch wenn es oft sehr viele Informationen auf einmal waren. Am Ende jeder Session gab es immer einen kleinen Test, für den es Punkte für die verschiedenen Gruppen gab. Abends wurde dann Kreativität, Geschick und Intelligenz bei den verschiedenen Veranstaltungen wie der Talentshow und den Rollenspielen zur Problemlösung in Konfliktsituationen, der Olympiade oder dem Quiz über Amerika gefragt, denn auch dafür gab es Punkte. Pünktlichkeit, Engagement und Fairness gaben ebenso Punkte. Dieser Wettkampf zwischen den einzelnen Gruppen stärkte vor allem den Teamgeist, die Zusammengehörigkeit und den Ehrgeiz in der Gruppe, die auch später an unseren Boarding Schools wichtig sind. Aber allein schon die vielen Gespräche mit Gleichaltrigen in derselben Situation waren hilfreich. Auch die Gespräche mit den Ehemaligen, die teilweise gerade frisch aus ihrem Jahr zurück gekehrt waren, beruhigten mich persönlich sehr. Besonders interessant war auch die „Intercultural Session“ mit Herrn Opgenhoff, der uns das Zusammenleben vieler verschiedener Kulturen veranschaulichte und mir erst richtig bewusst machte, wie wichtig das auch für meinen Auslandsaufenthalt ist. Insgesamt war dieses Wochenende mit all seinen Informationen ein sehr wichtiger Teil meiner Vorbereitung und wahrscheinlich auch der angenehmste.
In den kommenden Wochen werde ich dann meine Koffer packen, die letzten Bücher lesen, mein Visum endlich in Empfang nehmen, meine Checklisten durchgehen, meine ab und zu auftretenden Zweifel in den Hintergrund drängen, mich einfach auf ein tolles Jahr freuen und vor allem aber auch die letzte Zeit mit meiner Familie und meinen Freunden genießen, bevor es heißt GOODBYE GERMANY AND HELLO CALIFORNIA!!!
 
Es ist jetzt genau zwei Monat her, seit ich durch die Sicherheitskontrolle am Düsseldorfer Flughafen gegangen bin und mit einem lachenden und einem weinenden Auge mein großes Abenteuer Kalifornien gestartet habe. Ich erinnere mich noch genau an meine letzte Stunde vom Flug von San Francisco nach Monterey. Es war super aufregend und schon die Menschen am Flughafen waren alle super freundlich. Die erste Nacht hab ich bei einer Gastfamilie verbracht, die mich am Flughafen bei strahlend blauem Himmel abgeholt haben. Die Gegend hier ist umwerfend und ich hab mich eigentlich sofort super wohl gefühlt. Am nächsten Tag hab ich dann zum ersten Mal meine Schule, mein neues Zuhause, gesehen. Der Campus ist einfach ein Traum, die ganzen Schüler und Lehrer super freundlich, kurzum man fühlt sich wirklich wohl. Die ersten Tage hatten wir so eine Art Eingewöhnungstage und dann fing der normale Alltag an.
Ich und meine Roommate stehen eigentlich immer so um viertel vor sieben auf, machen uns fertig für den Tag und treffen uns dann mit unseren Freunden um halb acht beim Frühstück. Gestärkt beginnt meine erste Stunde dann um acht Uhr. Normalerweise dauert eine Stunde hier um die 40-45 Minuten, zwischen den Stunden hat man 5 Minuten um den Raum zu wechseln. Die erste Pause ist dann so um halb zehn, meistens eine gemeinsame Assembly in der wichtige Ansagen für die Woche gemacht werden. Danach gehen meine Stunden weiter bis ein Uhr, wo ich meine Lunch Period habe in der ich gemeinsam mit meinen Freunden in der Mensa esse. Die Schule hier ist komplett anders als in Deutschland. Die Klassen sind viel kleiner und die Lehrer deutlich hilfsbereiter. Man hat einfach ein ganz anderes Verhältnis zu seinen Lehrern, die oft nicht nur Lehrer sonder auch Teamcoach oder Dormparent sind. Auch wenn ich durch die Sprachlücke am Anfang Schwierigkeiten hatte, merke ich wie es mit der Zeit schon besser geworden ist dem Unterricht zu folgen.

Nach meiner letzten Stunde die ungefähr bis drei Uhr nachmittags geht, bleibt mir oft nicht wirklich viel freie Zeit, denn in den zwanzig Minuten heißt es Trainingshose an, Tennisschuhe raus, Schläger und ab zum Tennisplatz. Mein Team ist super toll. Wir haben viel Spaß und verbessern uns durch das effektive Training jeden Tag stetig. Der Sport ist wirklich ein guter Ausgleich zur Schule und ein leichter Weg mit netten Leuten in Kontakt zu kommen. Am Wochenende haben wir oft Turniere, wo wir alle gemeinsam mit unsern grünen Tennisröcken im Bus zu den anderen Schulen sitzen und schon auf der Fahrt viel Spaß haben.

Am Wochenende habe ich natürlich nicht nur Tennis, sondern auch mal Zeit mit meinen Freunden in die Mall zum shoppen zu fahren, an den Strand zu gehen oder einfach gemütlich einen Film im Gemeinschaftsraum des Dorms zu gucken. Es ist wirklich erstaunlich wie viele nette Menschen ich in den zwei Monaten schon getroffen habe und wie einfach Englisch einem auf einmal vorkommt.

Kaum zu glauben, dass es nun schon mehr als drei Monate sind. Drei Monate getrennt von Familie, Freunden und deutschem Boden. Drei Monate in denen ich die tollsten Erfahrungen gemacht habe und viele nette Menschen kennen gelernt habe. Ich bin nach wie vor froh diese Möglichkeit bekommen zu haben und bin hoch motiviert für die nächste Zeit hier. Wenn ich so zurückblicke, habe ich schon eine ganze Menge gelernt und stehe gerade mal bei einem Drittel meines Aufenthalts. Ich habe nicht nur große Fortschritte in meinem Englisch gemacht, was meine Freunde und Lehrer begeistert feststellen, sondern habe mich auch schulisch und vor allem im sozialen und kulturellen Bereich weiterentwickelt.
Schulisch gesehen habe ich jetzt ein Trimester geschafft. Dieses Trimester habe ich Ende November mit meinen Abschlussarbeiten beendet. Dies Arbeiten fanden in der Woche vor den Thanksgivingferien statt. Drei Tage in denen man jeweils in zwei Fächern zwei Stunden lang über den Stoff des Terms abgefragt wird. Ich war sehr aufgeregt und auch die anderen Schüler nehmen diese Arbeiten sehr ernst, aber im Nachhinein gesehen wurde ich gut darauf vorbereitet und habe alle gut bestanden.
Nach den Arbeiten hatte ich meine ersten Ferien erreicht, zu denen ich zu meiner Zimmernachbarin nach Texas eingeladen wurde. Es war mein erstes Mal in Texas und es hat mir super gefallen. Ich habe ihre ganzen Freunde kennen gelernt, die Stadt und vor allem hab ich mein erstes Thanksgiving gefeiert. Es ist ähnlich hoch angesehen wie unser Weihnachtsessen. Die Familie kommt und es gibt viel leckeres Essen und viele nette Gespräche und gemütliches Zusammensitzen.

Nachdem ich aus Texas wiedergekommen bin, habe ich nur noch drei Wochen Schule bis zu den Weihnachtsferien. Die Stimmung im ganzen Internat ist super weihnachtlich. Jedes Zimmer ist geschmückt und wir haben einen großen Weihnachtsbaum in unserm Aufenthaltsraum. Selbst das weihnachtliche Wetter hat mich nicht enttäuscht und das bedeutet ich sitze doch tatsächlich mit nur 2 Grad in Kalifornien. Das wird ganz schön kalt, wenn man auf dem Weg zum Fußballfeld ist und auch noch bei diesen Temperaturen draußen spielt. Fußball? Ja, mein zweiter Term hat begonnen und damit wird auch die Sportart gewechselt. Ich habe es einfach mal ausprobiert und es macht super viel Spaß mit den ganzen Mädels in meinem Team. Auch hier habe ich viel nette Persönlichkeiten kennen gelernt und auch ihre verschiedenen Kulturen und so hab ich sowohl Amerikaner als auch Asiaten, Afro-Amerikaner und Mexikaner als Freunde. Rundum geht es mir hier drüben soweit gut. Ich hab gestern mein Päckchen aus Deutschland bekommen...mein Adventskalender mit echter deutscher Schokolade...mit dem ich jetzt die Tage bis Weihnachten runterzählen werde bis ich zu meinen Weihnachtsferien zu meiner besten Freundin nach Costa Rica aufbrechen werde. Ich bin schon total gespannt wie Weihnachten in Costa Rica so gefeiert wird und freue mich vor allem meine beste Freundin endlich wieder in den Arm zu nehmen.

Wow und schon ist es wieder Februar und ich habe noch genau 107 Tage von meinem Auslandsjahr übrig…. Irgendwie verging die Zeit rasend schnell. Noch vor gut einem Monat war ich noch in Costa Rica und es war einfach wunderbar. Auch wenn ich meine Familie sehr vermisst habe und es das erste Weihnachten ohne sie war, war es einfach unglaublich eine komplett neue Kultur kennen zu lernen. Nachdem ich die Weihnachtszeit hier in der Schule genossen hatte, habe ich mich am 18. Dezember auf den Weg nach Costa Rica gemacht und wurde Tränen überströmt von meiner besten Freundin am Flughafen abgeholt. Gemeinsam mit ihrer Familie habe ich dann Weihnachten und Silvester gefeiert. Am Weihnachtsabend haben wir alle gemütlich zusammen gesessen und Silvester habe ich dann eine typische “Fiesta“ miterlebt. Ich habe viele Städte und sogar den wunderschönen Strand dort gesehen und war wirklich traurig als ich wieder ins Internat musste. Im Nachhinein gesehen haben aber nach meiner Rückkehr die besten zwei Monate meines bisherigen Jahres begonnen. Nach dem man einmal sein neues Zuhause verlässt, glaubt man gar nicht wie schön das Gefühl ist wieder zukommen und von allen herzlichst begrüßt zu werden. Meine Roommate und ich haben vor Freude Tränen in den Augen gehabt und in dieser Nacht erst um zwei Uhr geschlafen, nach dem wir alle unsere Neuigkeiten ausgetauscht hatten. Es ist wirklich noch mal ein Schritt mehr in eine engere Bindung. Ich hatte seit dem kein Heimweh mehr und fühle mich auch schulisch super, nachdem ich Herrn Schiefers Bericht bekommen habe, indem er mir berichtet, dass ich mich stets verbessert habe.

Vor zwei Wochen hatten wir dann das nächste spannende Ereignis, den Winterball. Ja, im ersten Moment habe ich mich auch gefragt, was um Himmelswillen das ist. Diese sogenannten “Dances“ sind eine Art Ball die ungefähr vier Mal im Jahr stattfinden und immer unterschiedlich Themen haben. Die Jungen fragen Mädchen um Dates und ich muss sagen es ist wirkliche eine witzige Sache. Ich und mein Date sind zusammen mit einer großen Gruppe zusammen vorher essen gewesen und dann in einer Limousine und ja, ich kam mir vor wie im Film, zu dem Hotel gefahren in dem der Ball stattfand. Es war ein wirklich lustiger Abend und wieder einmal hat man neue Leute kennen gelernt und Freundschaften gebildet.
Nächstes Wochenende ist dann ein Drei-Tage-Wochenende und meine Freundin hat mich in ihr Ferienhaus nach Tahoe in den Schnee eingeladen, worauf ich mich sehr freue. Danach sind es noch drei Wochen bis ich nach ganzen SECHS Monaten das erste Mal meine Eltern wiedersehen werde. Ich bin schon super aufgeregt und kann mir im Moment schon gar nicht mehr vorstellen sie live vor mir stehen zu haben. Es wird bestimmt eine wunderschöne Springbreak und ich hoffe dass ich danach dann frohen Mutes das letzte Drittel meines Jahres starte. Bestimmt werde ich mit Tränen an den Abschied hier denken, aber bis dahin habe ich ja noch 107 Tage.
Dieses Jahr und diese Schule haben mir bisher so viele gute Dinge beigebracht, die ich einfach nur weiterempfehlen kann! I love it and you will too!
 
Gerade eben habe ich meine Flugbestätigung für den Flug zurück nach Deutschland bekommen und da bekam ich doch ein komisches Gefühl im Bauch. Es ist Anfang Mai, blauer Himmel und relativ warm und ich weiß, dass ich in genau 28 Tagen im Flugzeug zurück nach Hause sitzen werde. Auf der einen Seite bekomme ich jetzt schon Tränen in den Augen, meine Familie und alle meine Freunde endlich wieder in den Arm nehmen zu können, aber andererseits möchte ich hier nicht mehr weg. Ich habe so viele enge Freundschaften geschlossen, die ich auf gar keinen Fall verlieren möchte. Bereits mehrere wurden schon nach Deutschland eingeladen und ich habe auch schon den ersten Besuch hierher geplant.
Doch ich blase natürlich nicht nur Trübsal, sondern habe in den letzten drei Monaten noch viel erlebt. Nachdem ich von meiner Springbreak im Februar wiedergekommen bin, in der mich meine Eltern besucht haben und wir durch Kalifornien gereist sind, war es wieder schön, mit allen zu sprechen und sich über all das auszutauschen, was der andere erlebt hat. Das Springfeeling hatte begonnen und wieder ein schöner Abschnitt des Jahres. Auch meine Sportart wurde ein drittes Mal gewechselt und man glaubt es oder nicht, ich bin im Schwimmteam. Ich hätte auch nie gedacht, dass ich dort enden werde, aber es macht riesig viel Spaß und ich habe viele nette Leute in meinem Team. Wir haben bisher jeden Wettkampf gewonnen und haben nächste Woche auch einen Teamabend, auf den ich mich schon sehr freue. Zusätzlich zum Schwimmen habe ich anstatt Kunst zweimal die Woche Tanzen, was wirklich optimal ist, um Teamsport und Tanzen zu verbinden. Gestern hatten wir dann unsere Tanzaufführung und ich hatte trotz Lampenfieber viel Spaß auf der Bühne. Mal wieder konnte man sehen, wie einfach es ist, neue, ganz verschiedene Menschen kennen zu lernen, was einer der großen Erfolge meines Jahres ist.
Vor drei Wochen hatten wir ein langes Wochenende (ja, wieder mal), wo ich dann von meiner Freundin eingeladen wurde, mit ihr nach LA zu fahren. Es war unglaublich, LA mal als Nicht-Tourist zu sehen, an den Strand zu gehen und mit Freundinnen zu shoppen. Es hat Spaß gemacht, ihre Familie kennen zu lernen und auch ihre Freunde von zuhause, vor allem, weil ich alles verstehen konnte und auch viele Komplimente für mein Englisch bekommen habe.
In zwei Wochen dann ist unser langerwarteter Prom. Ich habe auch schon ein Kleid gefunden und zusammen mit Freunden, Date und allen anderen werden wir hoffentlich einen wunderschönen Abend verbringen, bevor ich dann meine letzten Abschlussarbeiten schreiben werde, versuchen werde, meine zwei Koffer wieder zu packen (und wahrscheinlich verzweifle, weil es viel zu viel ist), mich von einem wunderschönen Ort mit vielen netten Lehrern und Schülern mit Tränen verabschieden werde und hoffe, dass ich sie bald wieder besuchen werden kann und dann heißt es GOODBYE CALIFORNIA AND HELLO AGAIN GERMANY!!!